Es war einmal... oder anders, es gab mal eine Zeit, da konnte fast jeder seinen Traumberuf erlernen.

Wie wohl bei so vielen, kristallisierte sich bei mir schon als Kind der Wunsch heraus, einmal zur See zu fahren. Was war der Grund? Sicher der, die große weite Welt zu sehen, und wo konnte man das zu DDR-Zeiten besser als auf See. Aber auch das Unbekannte und die "besondere und nicht alltägliche Arbeit" auf See. Ich liebte zwar das Wasser, die Ostsee, und hatte beim Seesport schon etwas "maritime Luft" geschnuppert, aber was wußte ich als Landratte schon von der Seefahrt? Und von der harten Arbeit auf einem Fischereischiff. Ein Freund von mir hatte sich schon ein Jahr eher beim Fischkombinat Rostock beworben, und so folgte ich seinem Beispiel.

Im September 1966 trat ich dann meine Lehre im Fischkombinat Rostock an. Als man uns das erste Mal den Hafen zeigte und ich im alten Hafenbecken einige Logger liegen sah, dachte ich mir: Was, mit diesen kleinen Booten sollst du auf das große Meer hinaus fahren? Als ich dann auch noch ein paar "wilde Gestalten" an Deck rumlungern sah - lange Haare, riesiger Vollbart - da sagte ich zu mir: Wo bist du hier nur hingeraten? Später sah ich nicht viel besser aus.

Meine erste Reise machte ich auf ROS 507 "Lofoten", einem Frosttrawler. Im Skagerrak erlebte ich meine Sturmtaufe. Einen Tag lang war es mir wie sterben, dann hatte ich es überstanden. Da ging es anderen viel schlechter. Und dann war es soweit, ich war zum ersten Mal im "westlichen" Ausland - Norwegen.
                                                                                    

Für meine erste Fahrt als Matrose landete ich auf ROS 215 "Eisleben". Hier lernte ich erst richtig, was Seefahrt bedeutet. Danach ging es auf einen Logger (ROS 110 "Geschwister Scholl") Auf der Brücke gab es noch ein richtiges Steuerrad! Eine Reise führte uns nach Spitzbergen. Wir sollten den Fang unserer Ringwadenflotte verarbeiten. Aber irgendwie ging das in die Hose. Nur unsere ausländischen Kollegen dampften einer nach dem anderen mit vollem Laderaum 'gen Heimathafen. Dafür konnten wir die Sonne genießen und uns bräunen, fast 24 Stunden lang! War das ein Erlebnis. Danach durfte ich mit der "Robert Koch" meinen Logger nach Delfzijl in den Niederlanden zur Verschrottung schleppen.

Im Januar 1969 legte ich meine Taucherprüfung ab und fuhr dann auf der "Nexö" als Matrose und Taucher. es folgten weitere Schiffe, und 1972 landete ich als Netzmacher auf ROS 310 "Peter Kast". Wir waren an der Entwicklung des Jagernetzes beteiligt und die zweite Besatzung, welche auf See ausgetauscht wurde. 1974 wollte ich dann Nautik studieren, leider machte mir da die Armee einen Strich durch die Rechnung - ich "durfte" im November antanzen.

Nach der Armeezeit bin ich an Land geblieben. Stieg in die Sprengtechnik ein, machte meinen Sprengmeister, Studium zum Bau- und Sprengingenieur. Danach wohnte ich mehrere Jahre in Österreich und arbeitete für die österreichische Bundesbahn.

Und dann schlug auch bei mir das Schicksal zu - der Ruhestand!

Es war eine schöne Zeit im Fischkombinat Rostock. Ich werde sie nicht vergessen; die Erinnerung tut gut. Die Zeit auf See hat mich geprägt und mir eine gute Grundlage für das weitere Leben gegeben. Leider hatte ich schon immer ein schlechtes Namensgedächtnis, denn es gäbe vielen zu danken. Auf jeden Fall nennen möchte ich aber Peter Rakow und Peter Geisler, genannt Peting. Ihnen habe ich viel zu verdanken!

 

 

 

      

Ich als Lehrling 1966...

 

...bei einer Schiffskosmetik

 

...und jetzt - kaum verändert, oder?